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KISSIN' DYNAMITE + TWENTYDARKSEVEN Bremen/Kiel 24.03.-25.03.2017

KD_02KISSIN' DYNAMITE + TWENTYDARKSEVEN
Bremen Tivoli 24.03.2017
Kiel Orange Club 25.03.2017

 

Zwei Tage geballte Schwaben-Power! KISSIN' DYNAMITE zum siebten oder achten und 20DARKSEVEN zum ersten Mal live erleben. Was für ein geiles Wochenende! Also, Freitagmittag direkt von der Arbeitsstelle auf nach Bremen und vorbei an den dreißig Kilometern Baustelle auf der A7. Und was sehen wir? Nachmittags um halb vier campierende Fans vorm Tivoli, dem Club 2 des Aladin. Ausverkauft? Tokio Hotel-Effekt? Kommen Hannes und Co. zu einem verfrühten Meet & Greet? Uns schwante Schlimmes…


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Doch, keine Zeit für Überlegungen. Einchecken, duschen, umziehen und ab zum Italiener gegenüber. Abendessen und den Eingang beobachten. Die Fans sind immer noch da und langsam werden es mehr. Als wir schließlich ebenfalls den Konzertsaal betreten, hat sich der Andrang großflächig verteilt und die Hütte ist etwa zur Hälfte voll. Schade, aber für eine gute Stimmung reicht das allemal. Auf der Bühne klebt 20DARKSEVEN-Frontmann Marcus Jürgens die Setlisten an die Monitorboxen. Die Gelegenheit, die Booklets der ersten beiden BRAINSTORM-Scheiben signieren zu lassen. Wir grübeln, wie lange wir Marcus schon kennen und kommen auf über ein Vierteljahrhundert. Damals war er  noch bei TWISTED MINDS am Mikro tätig. Und optisch ist der Kerl seitdem kaum älter geworden.

 

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"Hey ho, let's go!", Blitzkrieg Bop von den RAMONES schallt durch den Raum und eine ordentliche Traube Menschen steht in freudiger Erwartung ganz vorne am Bühnenrand. "Coming Home" vom aktuellen Memento-Album eröffnet das Set des süddeutschen Fünfers, dicht gefolgt von "Come Undone" des Erstlings.  Letzterer ist ganz klar mein Fave der 20DARKSEVEN-Songs. Die glorreichen Fünf der dunklen Sieben liefern eine professionelle Show und Marcus beweist, dass ihm die Bühne gehört. Mikrophonständer-Akrobatik á la David Coverdale, Anfeuern des Publikums und eine starke Mannschaft im Hintergrund machen die Show zu einem Erlebnis. Mischer Matthias macht seine Sache gut, allerdings hätten die Gitarren ein bisschen lauter sein können. Aber das liegt wohl auch mit am Sound, den die beiden Klampfer Peter und Selly an ihren Verstärkern eingestellt haben. Auf CD klingt das besser. Für Live fehlen da dann doch ein paar Höhen…


Eine gute Figur machen auch Drummer Markus Herzog mit ein paar Stick-Einlagen und Bassist Chris, der das Hair-Metal-Gewand und die Gitarre mittlerweile gegen "das kleine Schwarze" und einen Dicksaiter getauscht hat. Bei "Shotgun Heart" gelingt es Sänger Marcus tatsächlich, die Anwesenden zum Mitsingen des vielsilbigen, um nicht zu sagen komplizierten Refrains zu bewegen. Gewagt, wo doch andere Bands eher auf "o-o-o" oder einfache "la-la-la"-Melodien setzen. Mit "Do You Like The Dark" verabschieden sich 20DARKSEVEN nach neun gemischten Tracks ihrer beiden Scheiben. Anheizer-Mission erfüllt, das Publikum applaudiert und ist zufrieden.


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KISSIN' DYNAMITE sind ein echtes Phänomen. Mir ist keine andere so "junge" Band von solcher Professionalität bekannt. Trotz ihres immer noch geringen Alters sind die Jungs um Sänger Hannes Braun inzwischen schon alte Hasen im Showgeschäft. Eine Wahnsinnsenergie, Bewegungs- und Spielfreude, Hummeln im Hintern und Dampf in den Verstärkern. Wie im letzten Jahr dauert das Set zwei kurzweilige Stunden, in denen ein Hit den nächsten jagt. Kleine Veränderungen bei der Songauswahl und ein noch stimmgewaltigerer Hannes, der zwischendurch wieder solo am Piano agiert. Was mir persönlich sehr gut gefällt, ist, dass die Songs der letzten beiden KD-Alben live richtig knallen und das Gitarrenbrett Ande/Jim voll rüberkommt. Rock'N'Roll! Auf den Scheiben sind die Samples und Keyboard-Einspielungen deutlich mehr im Vordergrund und lassen die Songs wesentlich braver wirken. Direkt vor der Bühne ist das eher wie bei "Zurück in die Zukunft" als Marty McFly am Anfang des Films seinen Verstärker aufdreht und seinen ersten und einzigen Akkord spielt. So muss das sein! Die Setlist aus achtzehn Songs plus drei Zugaben enthält keinen einzigen Durchhänger. Für mich ist ausgerechnet das von Desmond Child co-geschriebene "Deadly" das schwächste Stück. Und der ist bekannt für Sachen wie "I Was Made For Lovin' You" (Kiss), "Livin' On A Prayer" (Bon Jovi) und "Poison" (Alice Cooper). Da sieht man, auf welch hohem Niveau wir uns bei KISSIN' DYNAMITE bewegen.

 

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Setlist KISSIN' DYNAMITE:
1. Generation Goodbye
2. Money, Sex & Power
3. Highlight Zone
4. DNA
5. Running Free
6. Love Me, Hate Me
7. If Clocks Were Running Backwards
8. She's A Killer
9. Deadly
10. She Came She Saw
11. Operation Supernova
12. Piano-Medley:
(Only The Good Die Young/Out In The Rain/Against The World)
13. Utopia
14. Living In The Fastlane
15. Sex Is War
16. Hashtag Your Life
17. Steel Of Swabia
18. Ticket To Paradise

Encore:
19. Six Feet Under
20. I Will Be King
21. Flying Colours

 

 

KD_10 Nur wenige der Anwesenden sitzen oder stehen an der Bar im Tivoli. Alle anderen befinden sich im vorderen Teil des Raums, nahe der Bühne. So gehört sich das! Hannes scheint von der Publikumsenergie zu leben und kriegt sie einfach alle rum. Da wird getobt, geschüttelt und mitgesungen, was das Zeug hält. Wer da keinen Spaß hat, ist selbst schuld. Mit einer schönen Menge Bier im Schädel und einem leichten Pfeifen im linken Ohr geht der Abend zu Ende. Am Merch-Stand unterhalten wir uns noch mit allen anwesenden Schwaben und den Gästen aus dem Ruhrgebiet und der Pfalz, bis uns der Security-Mann nach mehrmaliger Aufforderung doch noch dazu bringt, den Saal zu verlassen. Okay, schee war's, Fortsetzung morgen in Kiel! Souvenirs gibt's auch, je ein während des Konzerts gefangenes Plektrum von Selly und eins von Jim Müller. Leider nicht das, welches er gespielt hat, sondern ein bedrucktes mit KISSIN' DYNAMITE-Schriftzug und seinem Konterfei. Trotzdem cool, weil selbst gefangen.


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Nach einer viel zu kurzen Nacht geht's von Bremen zurück ins heimatliche Schleswig und danach in die Landeshauptstadt Kiel. KISSIN' DYNAMITE gastierten dort im Orange Club schon vor zwei Jahren. Damals war der Schuppen etwa zwei Drittel gefüllt. In den vorderen Reihen war es dennoch eng und ging heiß her. Die Anlage der Kieler "Traumfabrik" besteht aus Kino, Restaurant und Miet-Club. Doch dazu später mehr. Vorzeitig um Punkt 19 Uhr müssen 20DARKSEVEN ran. Der Saal ist bereits zu dieser frühen Stunde recht voll. Die Erkältungswelle hat inzwischen auch Sänger Marcus erwischt. Er meistert das gekonnt, überspielt manche Passage und haut in der zweiten Hälfte des Sets ein paar starke Kreischer der Marke Halford raus, die der Gesundheit garantiert nicht förderlich sind. Aber wow, was für ein Organ, auch wenn der Shouter meint, er hätte soeben seine Männlichkeit verloren. "Painkiller" lässt grüßen, aber so wollen wir das! Während auf vielen Bühnen seit Jahren LED-Beleuchtung eingesetzt wird, hängen im Orange Club noch alte Kannen von annodazumal von der Decke und an den Traversen. Da schwitzen die Musiker noch richtig und in der ersten Reihe kriegt man als Teil des Publikums den einen oder anderen Tropfen ab. Marcus, Peter, Selly, Chris und Markus liefern erneut eine gelungene Show ab und verabschieden sich schweißnass unter tosendem Applaus.


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Nach wenigen Augenblicken ertönt das Intro zu "Generation Goodbye" und KD-Drummer Andi betritt die Bühne. Das Bühnenbild ist deutlich zusammengeschrumpfter als in Bremen mit schmalerem Backdrop und mit nur einer Bassdrum. Aber seit KISSIN' DYNAMITE 2015 in der Almhütte am Weißenhäuser Strand beim Metal Hammer Paradise gespielt haben, kann die Band in nahezu jeder Schuhschachtel auftreten. Und so bezeichnet Hannes den Orange Club als "lauteste Sauna der Welt", was ungefähr hinkommt. Die Band agiert mit noch mehr Spielfreude und Hannes haut die hohen Passagen noch kraftvoller raus als am Vortag. So wird nicht nur "She's A Killer" zum Killer. Seit über sechs Jahren erlebe ich jedes Mal eine Steigerung, wenn ich meinen einstigen Star Search-Liebling sehe und höre. Wo soll das enden? Vollends geplättet bin ich am Ende des Piano-Medleys. Die letzten Töne sind Gänsehaut pur. Da können selbst Billy Joel oder Elton John nicht mithalten. Faszinierend ist auch der zweistimmige Gesang, wenn Hannes und sein Bruder Ande im Duett miteinander harmonieren. Was für ein Feeling!


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KISSIN' DYNAMITE schaffen nicht nur die Grätsche zwischen Kunst und Kommerz, sondern auch zwischen Balladen und Metal. Da tanzt der Teenie neben dem headbangenden Motorradrocker und alle sind gut drauf. Vermutlich aus Zeitgründen lässt Hannes die Ansage zu "#yourlife" weg und prompt drängen sich eine Teenie-Tochter nebst Mutti mit ihren rosa Smartphones in die erste Reihe, um den Song später womöglich auf youtube, facebook oder sonstige Portale zu stellen. Die haben die Kernaussage des Songs offenbar "voll verstanden", mannomann! Mit der nachfolgenden, obligatorischen Schwabenhymne "Steel Of Swabia" können die beiden Mädels anscheinend nichts anfangen und verdünnisieren sich gottlob wieder nach hinten. Das ist auch weniger gefährlich, denn ein anderes Teenie-Girl in der ersten Reihe muss nach einem Ohnmachtsanfall hinausgetragen werden. Geil ist, wie die alten KD-Kracher im aktuellen Gewand klingen. "Love Me, Hate Me" und "Steel Of Swabia" stehen live den neueren Stücken in nichts nach. Ande und Virtouso Jim hauen sich gegenseitig die Gitarrensoli um die Ohren. Und Bassist Steffen liefert sich ein Duell mit Jim im gegenseitigen Anrempeln. Trotz Spielzeitkomprimierung dürfen die Zugaben nicht fehlen. König Hannes gibt sein bestes und wenn ich die Wahl hätte, würde ich ihn jedem Schulz, Steinmeier oder Merkel vorziehen. Bis dahin bleibt "I Will Be King" wohl oder übel eine Wunschvorstellung. "Flying Colors" bildet den Abschluss des gefühlt viel zu kurzen Abends. Bis dahin ist alles super, trotz vorgezogener Spielzeit. Der Hammer ist allerdings, dass der Saal für eine nachfolgende Discoveranstaltung gebucht ist, was einige Unzulänglichkeiten mit sich bringt. Kein Meet & Greet mit KISSIN' DYNAMITE am Merch-Stand, kein Getränkeverkauf mehr, Bar dicht und der Oberknaller: der Zugang zu den Toiletten ist ebenfalls zu. Nur noch Ausgang und Garderobe sind erreichbar. Das drückt die gute Stimmung.


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Schimpfend und fluchend über die "Traumfabrik" und den Orange Club machen wir uns vom Acker. In positiver Erinnerung bleibt der Rest. Schöne Stunden bei guter Musik und Unterhaltung. Für die Discotänzer und Discoveranstalter bleibt nur ein Textzitat aus einem alten KISSIN' DYNAMITE-Song:

"Hey you motherfucker, you rotten hiphop sucker
You call yourself a rapper, I call you wannabe!"

 

Trotzdem hoffen wir, KISSIN' DYNAMITE und 20DARKSEVEN bald wiederzusehen, denn ein Erlebnis waren die zwei Tage allemal.

 

Bericht von DANU (dem Schattenmann)
Fotos von BIANCA (der Schattenfrau)




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