Jutta Weinhold - Bekenntnisse |
Tach zusammen! Da sitz ich so zuhause herum, helfe in unermüdlichem Einsatz dafür zu sorgen das bei der Beck's Brauerei die Umsätze stimmen, und niemand entlassen werden muss, blättere dabei gemütlich im Rock Hard Magazine und lese das Zed Yago ne neue Scheibe am Start haben…. "Moment!" - denk ich " Zed Yago?" "Das war doch immer die Band von Jutta Weinhold, und die hat damit ja nun nichts mehr am Hut, was soll das? Also - einfach mal nachfragen! Interview Jutta Weinhold Here We Go! Iceman: "Wie geht's Dir heute?" Jutta Weinhold: "Heute geht es mir gut. Eigentlich bin ich ein ziemlich glücklicher Mensch. Das Glas ist immer noch halb voll und ich kann immer noch die Musik singen, die ich am liebsten singe. Meinen 5 Katzen geht es gut, also was will man mehr? Iceman: "Die ersten beiden Scheiben "From Over Yonder" und "Pilgrimage" besitzen heute noch Kultstatus und man findet diese auch in den Plattenschränken von Leuten die vielleicht nicht unbedingt der Metalszene zuzurechnen sind. Das bedeutet für mich, dass ihr damals ein breites Publikum erreicht habt. Wie kamst Du auf die Idee die Story des "fliegenden Holländers" aufzugreifen?" Jutta Weinhold: "Ich hatte damals schon viele Jahre Rockmusik gemacht und war auf der Suche nach neuen Inhalten. Ich wollte unbedingt harte Musik machen und suchte nach interessanten Themen, da es schon genug Rock'n'roll Fließbandtexte gab. In dieser Zeit las ich viel von den Klassikern und kam durch Heinrich Heine auf die Geschichte vom Fliegenden Holländer. Dann habe ich mich ausgiebigst mit Wagner befasst und da ging mir das "Licht" auf. Ich habe dem Fliegenden Holländer eine Tochter verpasst, die in unsere Welt kommt um die verlorenen Phantasie zu suchen, denn ohne Phantasie stirbt die Seele und ohne Seele stirbt der Mensch. Das ganze ist eine lange, sehr intensive Geschichte und ein großes Konzept, das den roten Faden ausmacht, der auf allen Produktionen zu finden ist. Die Suche nach Phantasie ist endlos, denn es gibt die Geschichten, Sagen, Mythologien und Märchen auf der ganzen Welt zu allen Zeiten. Ich nehme die Musik eigentlich sehr ernst und bin ausgesprochen Leidenschaftlich bei der Sache. Für mich ist Rockmusik nicht nur Party und Unterhaltung. Ich glaube - immer noch - daran, dass Musik ideelle Werte vermitteln kann, die in unserer materiell orientieren Gesellschaft ausgestorben sind. Iceman: "Wie kam es letztendlich zum Split zwischen Euch? Bist du gegangen, oder "gegangen worden"? Jutta Weinhold: "1985 habe ich die ersten Demos u.a. mit Leuten von der Band Victory gemacht. Peter Knorn, Fritz Randow. Dann ging ich los eine Band zusammenzustellen, die mein musikalisches und textliches Konzept interessant fand. In Hamburg wurde ich fündig und habe somit den größten Fehler meines Lebens gemacht! Wir haben eine GBR (Gesellschaft des bürgerlichen Rechts) gegründet und das Unheil nahm seinen Lauf! Da ich meinen Namen Zed Yago nicht mit einem privaten Copyright geschützt hatte - wer denkt auch schon an so etwas, wenn man die Welt erobern will - ist er an die Mehrheit der verfickten GBR gefallen, als wir untereinander Differenzen bekamen und ich mit neuen Musikern die nächste Platte produzieren wollte. Das war der Hammer und der Himmel ist über mir zusammengebrochen. Der jetzige Namensinhaber, hat seelisch überhaupt kein Recht an dem Namen. Es waren nur die Scheiß-Paragraphen. Meine Zed Yago ist tot und macht Sessions mit Curt Cobain. Ich konnte jahrelang nicht darüber reden oder schreiben ohne völlig die Verfassung zu verlieren. Iceman: "Was macht, bzw. was wurde aus Velvet Viper?" Jutta Weinhold: "Die CD, die ich ja noch als Zed Yago komponierte, musste dann einen anderen Namen bekommen. Mit Velvet Viper wollte ich weitermachen, habe auch noch eine zweite CD "The Fourth Quest For Fantasy" 1991/1992 eingespielt, aber es hat nicht mehr geklappt. Es ist so, dass wenn Probleme auftauchen, man fallen gelassen wird wie eine heiße Kartoffel. Der Weg nach unten ist recht einsam. Leute, die Dich zuvor umgarnt haben hinterlassen einen luftleeren Raum. Dein Umfeld wird ausgesprochen bitter. Iceman: "Zed Yago ist immer noch unter diesem Namen aktiv, obwohl Du ja wohl unbestritten die Konzeptgeberin, die Sängerin, die Frontfrau warst, ärgert Dich das?" Jutta Weinhold: "Interessiert mich nicht. Meine Zed Yago ist tot und macht Sessions mit Curt Cobain. Iceman: "Ok, Woran arbeitest Du grad? Was hast Du auf der Pfanne?" Jutta Weinhold: "Wir produzieren zurzeit eine weitere "Weinhold" CD. Es ist klasse wieder im Studio zu arbeiten. Ich habe 13 Titel geschrieben und wir haben uns bereits für 11 entschieden, die in die nähere Wahl kommen. Produzent ist Lars Ratz und es macht Spaß mit ihm zusammen zu arbeiten. Er kennt mich seit ewigen Zeiten. Als Bassist kam er damals 1990 in die neue Zed Yago Besetzung, die ich dann Velvet Viper nennen musste. Wir machen eine sehr originelle CD mit progressiven Elementen. Ich habe gerade heute einen freien Tag und kann mich endlich dem Interview widmen. Am Mittwoch geht es weiter mit den Gesängen, bis die Stimmbänder bluten. Ich denke, dass wir Ende Januar mit dem Synchronisieren fertig sind. Dann kommt der Mix und dann bin ich wieder mal sehr gespannt wie darauf reagiert wird. Titel und more Information gibt es dann auf der Homepage www.jutta-weinhold.de. - Woran ich sonst noch arbeite? Also ich bin ja regelmäßig- jeden Montag und Dienstag - für Musikschulen tätig und halte Gesangs-Workshops ab und gebe etwas von den Erfahrungen weiter, die ich in meinem langen Leben bereits gemacht habe. "Wie atmet man richtig, wie intoniert man, wie erzeugt man leise und vor allen Dingen laute Töne?" " Wie schafft man es sich zu öffnen? Wo ist der ideelle Wert?" " Nicht nur konsumieren, Kreativ sein!" Gehörtraining und vieles mehr. Das ist eine sehr schöne befriedigende Tätigkeit, weil ich dort das tue was ich am besten kann. Singen macht glücklich und hält jung - mein Motto in der Schule - Eigentlich nicht nur in der Schule. Iceman: "Die ganzen neuen Bands die das operettenhafte Element in ihren Songs weiterführen, kann man ja mit Fug und Recht als "Zed Yago's Kinder" bezeichnen, was hälst Du von denen z.B. Nightwish?" Jutta Weinhold: "Ich muss passen, denn ich bin auf dem Mainstreamsektor nicht so sehr zu Hause. Auf jeden Fall nicht intensiv genug um darüber zu reden. Meine Lieblingsbands sind zurzeit "Korn" und "System Of A Down". Wenn ich das höre bin ich begeistert wie ein Teenie! Klasse! Ich finde es super, das es immer wieder mal richtig geile Bands gibt, die mich aus dem Häuschen bringen können. Bei einem alten Rock-Pionier ist das manchmal gar nicht einfach. Iceman: "Man kann Dich, respektvoll in Anlehnung an Bruce Dickinson's Spitznamen, auch "Lady Air Raid Siren" nennen, wo, wann hast Du das Singen erlernt?" Jutta Weinhold: "Eine ganz einfache Geschichte. Als ich im ersten Schuljahr war, fragte meine Mutter die Lehrerin wie ich mich so anlasse, bin ich aufmerksam, mache ich mit usw. Die Antwort war kurz und klar: Frau Weinhold, die Jutta will nur singen!!!! Damals war ich 7 Jahre. Ich habe immer gesungen laut und voller Leidenschaft. Ich habe ein schönes altes Wort gefunden was zu mir passt. Es ist die Inbrunst. Wenn ich singe möchte ich immer mit Inbrunst singen. Das heißt so 300%ig!!Alles andere kommt nicht in die Tüte. Direkt gelernt habe ich es nie. Das Leben als Musiker hat mich alles gelernt was wirklich wichtig ist. Ich habe ja nie was anderes gemacht. Iceman: "Wie ging es los bei Dir mit der Musik?" Jutta Weinhold: "1963 hatte ich schon eine Schülerband. Mein erstes Lied war "The House of the Rising Sun" von Eric Burdon, The Animals. Als ich meine Industriekaufmannslehre beendet hatte, gab es auch kein Halten mehr. Ich hörte Jimi Hendrix und Janis Joplin und es war um mich geschehen! Meiner Meinung nach fand in dieser Zeit so um 1967 / 69 eine richtige Kulturrevolution in Deutschland statt. Es war der Hammer, der Aufbruch, das Abenteuer! Der Wahnsinn! Stell Dir vor, alles was Du gehört hast, hast Du das erste Mal gehört! Oh Mann, Led Zeppelin, Free und alle die Bands, die es in der Zeit gab. Klasse! Ich ging zu dem Musical Hair und ich ging ab wie eine Rakete! Da ich alles was ich tue konsequent und kompromisslos tue war ich (ich bin das heute auch noch manchmal) natürlich auch ein richtiger Hippie. Eine genaue Bio steht in meiner Page. Also wenn jemand an mehr interessiert ist bitte anklicken. Ok? Iceman: "Erzähl mir doch mal Dein lustigstes Erlebnis auf Tour!" Jutta Weinhold: "Es gibt keine männlichen Groupies! Die Jungs sind alle so schüchtern! OK, das ist jetzt nicht direkt ein lustiges Erlebnis. Aber lass mich mal überlegen, ob es etwas wirklich Lustiges gab... Mir fällt nichts ein! Heiter ist das Leben, aber ernst ist die Kunst. Ich bin immer gerne im Nightliner unterwegs gewesen. Jetzt fällt mir doch was ein - Wir spielten in der vollbesetzten Westfalenhalle in Dortmund mit mehreren Bands ein Metal Hammer Fest und das riesengroße Publikum sang mit uns "Black Bone Song", das war ein wirkliches Erlebnis!! Iceman: "Rockstars haben ja, angeblich, immer Busladungen voller Groupies am Start - na, Rocklady?" Jutta Weinhold: "Der Begriff Rocklady hat mir noch nie gefallen. Ich sehe mich nicht als solche. Nur die Männer haben Busladungen voller Groupies. Am stärksten war das in England. Da standen die Mädels brav in der Schlange. Spaß bei Seite, so doll ist das nicht in Wirklichkeit. Ich denke die Frauen gehören so ein bisschen zum Rock 'n' Roll, zur Szene. Wie oben schon gesagt: Männer sind schüchtern und sie outen sich nicht so schnell als Groupies. Schade, eigentlich… Iceman: "Deine Texte sind fernab der üblichen "wir saufen/ficken/koksen uns heute tot" etc Klischees, Du scheinst sehr belesen zu sein, wann kamst Du wie auf die Idee Wagner, Goethe und ihre Kollegen ins Metalgeschäft "rüberzuzerren"?" Jutta Weinhold: "Ich habe 1982 für Breslau die Platte eingesungen und da das ja in einem totalen Fiasko endete und wir in die rechte Ecke gesteckt wurden, habe ich mir geschworen, dass ich mir ganz genau in Zukunft überlegen werden über was ich singen will. Und das war der Auslöser, mal zu gucken was es so in unserer kulturellen Vergangenheit alles gibt. Ich hatte damals bereits die Idee Musik zu machen, die meiner Mentalität entspricht und da mir das gefiel was ich da las, und mir auch das gefiel was ich da von klassischer Musik (vorwiegend Wagner) hörte, habe ich nach meinen Wurzeln gebuddelt und wurde fündig. Iceman: "Dürfen wir also in der nächsten Zeit wieder mit neuen Geniestreichen aus dem Hause Weinhold rechnen?" Jutta Weinhold: " Das neue Werk ist in Arbeit, sogar bald fertig. Es wird progressiver als die "From Heaven Through The World To Hell" und ich habe auch wieder ein absolutes Hammer-Gedicht zum Lesen - für alle die sich dafür interessieren-. Musikalisch und textlich sind viele neue Ideen drin und ein bisschen Vergangenheitsbewältigung. Es tut gut über gewisse Dinge zu singen. Und das mit Inbrunst wie ich ja bereits gesagt habe. Iceman: "Ok, Jutta - Ich wünsch Dir alles gute und viel Erfolg mit der neuen CD! Jetzt noch meine letzte Frage - wenn wir dieses Interview online stellen, und es kommen Kommentare dazu - wärst Du auch bereit online darauf zu antworten?" Jutta Weinhold: "Natürlich! Ich freue mich auch über Mails oder nette Gästebucheintragungen. In dem Sinne - gebt Jutta was zum lesen, Leute!! Gruß aus Berlin Iceman |
25.01.2006, 21:03 by Iceman |
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