CIRCLE II CIRCLE + LORD VOLTURE + DESERT
Rock Café St. Pauli, Hamburg, 10.05.2016
Immer wieder dienstags… kommen Zak Stevens und seine CIRCLE II CIRCLE-Mannschaft in den hohen Norden und spielen geile Konzerte im kleinen Kreis! So könnte man zumindest behaupten. Standen Gitarrist Bill Hudson und der Sänger aus Tampa, Florida im letzten Sommer noch vor zigtausenden Fans als Headliner auf den Wacken-Hauptbühnen, sah es jetzt ganz anders aus. Fast privat wirkte der Auftritt im Hamburger Rock Café St. Pauli. Nichtsdestotrotz legten Zak, Bill, Christian, Henning, Mitch und Neuzugang Marcelo einen Wahnsinnsauftritt hin.
Will man die Vorbands im Rock Café sehen, empfiehlt es sich, etwa eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn dort zu sein. Wie kürzlich MAVERICK legten diesmal DESERT aus Israel gegen 19:40 Uhr los. Die brachiale Wucht und Energie ihres "Dark Epic Metal" haut live voll rein. Das kurze Set bestand in der Hauptsache aus Songs des aktuellen Longplayers "Never Regret". Mit "Assassin's Fate" und "Son Of A Star" zeigten Alexei, Oleg, Assaf und die beiden Sergeis, wo der Hammer hängt und dass die Wüste nicht nur Sand, sondern auch starke Musik zu bieten hat.
Dem Titelsong "Never Regret" folgte mit "Lament For Soldiers Glory (Order 227)" ein Kurztrip in die Vergangenheit von DESERT. Passend zum Tourbilling widmeten die Israelis den Song "Flying Dutchman" ihren holländischen Kollegen von LORD VOLTURE. "Letter Of Marquee" vom 2011er Album "Star Of Delusive Hopes" beendete schließlich das Set. DESERT machten als Opener des Abends einen wirklich guten Job und lieferten voll ab.
Wie es wohl klänge, wenn die Gitarristen von SAXON einen Sänger im Stil von JUDAS PRIEST's Rob Halford am Start hätten, kann man sich bei LORD VOLTURE gut vorstellen. Der Fünfer aus dem flachen Land unterhalb des Meeresspiegels rockt! Vokalakrobat David Marcelis lässt dabei keine noch so hohe Gesangslinie aus, während Gitarrist Paul Marcelis durch seinen Bandkollegen Leon Hermanns, dessen Vorbilder eher aus dem klassischen Heavy Rock Bereich kommen, fast ausgebremst wirkt. Dennoch schaffen es die beiden, einen harten Klangteppich zu erzeugen, der seinesgleichen sucht.
Wie schon bei DESERT liegen die Stärken von LORD VOLTURE eindeutig im Liveauftritt. Leon Hermans und David Marcelis bilden ein tolles Gitarrenduo, das ganz in den Fußstapfen von Großkalibern wie z.B. Doug Scarrat/Paul Quinn, Glenn Tipton/K.K. Downing oder Dave Murray/Adrian Smith tritt. Drummer Frank Wintermans und Bassist Simon Geurts kleiden das Ganze in passende Rhythmen, während Sänger David Marcelis sich dazu in bester Halford-Manier die Seele aus dem Leib schreit.
Zwischen fünf Songs aus ihrer aktuellen Scheibe "Will To Power" mogelten die Holländer "Minutes To Madness" und am Endes des Sets "Hearts Of Steel" aus ihren früheren Releases "Beast Of Thunder" und "Never Cry Wolf". Insgesamt ein gelungener Auftritt, der diesen Maitag noch heißer machte als er eh schon war.
Kurze Umbaupause und dann kam es endlich, CIRCLE II CIRCLE, das Kind aus der SAVATAGE-Familie, dessen Geschwister TSO und JON OLIVA'S PAIN heißen. Mit einem Line-Up aus internationalen Topmusikern enterten CIRCLE II CIRCLE die Bühne. Im Gepäck ein starkes Album und ein Best Of aus zehn Jahren Bandbestehen. Ein Output wie "Reign Of Darkness" aus dem Herbst des letzten Jahres kann sich sehen und hören lassen! Die Hauptsongwriter Christian Wentz, Mitch Stewart und Zak Stevens haben ein Meisterwerk geschaffen, das die Grätsche zwischen angehauchtem Prog und eingängigen, um nicht zu sagen kommerziellen, Melodien und Gesangslinien perfekt hinbekommt.
Nach dem Intro "Over-Underture" aus dem Wanna-Phone des Tastenvirtousen Henning Wanner legten CIRCLE II CIRCLE mit "Victim Of The Night" los. Jetzt hielt es niemanden mehr in den hinteren Rängen und vor der Bühne steppte der Bär bzw. der Metal-Tigger und alle anderen Anwesenden. Vielleicht sollte ich nicht verraten, an welcher Stelle man die beste Akustik im Rock Café hat. Fakt ist, dass diese je nach Standpunkt recht unterschiedlich sein kann. Bei mir war sie jedenfalls bestens, so dass ich den Auftritt der Zirkelmänner voll und ganz genießen konnte.

Dem starken Opener folgte eine bunte musikalische Zeitreise durch die CIRCLE II CIRCLE-Geschichte. "All That Remains", "Soul Breaker", "Heal You", "Live As One" und der Titeltrack von "Watching In Silence" durften dabei ebenso wenig fehlen wie die aktuelleren "Untold Dreams" und "Ghost Of The Devil". Denn spätestens beim Refrain von "Untold Dreams" sang auch der oder die Letzte im Saal mit und Zak und Co. hatten das Publikum fest im Griff.
"Diamond Blade", "Revelations", "Somewhere" erklangen, bis mit dem epischen "Epiphany" das Set ausklingen sollte. Damit waren die Anwesenden jedoch nicht einverstanden und protestierten lautstark mit Zugaberufen. Also kamen die Herren nochmal zurück auf die Bühne und legten einen Bonus hin, der sich gewaschen hatte.
"Edge Of Thorns" war laut Henning Wanner die Belohnung an die Hamburger für den tollen Abend. Krass, wie die Jungs das live rüberbringen. Insbesondere beim Gitarrenduo Christian Wentz und Bill Hudson stimmt jeder kleinste Ton aufs Hundertstel mit der Originalaufnahme von SAVATAGE überein. Noch mehr Gänsehaut verbreitete "Chance" vom "Handful Of Rain"-Album. Was für ein Chor, was für ein Kanon! Die Krönung kam schließlich mit "Hall Of The Mountain King", gesungen von Henning mit Zak an den Drums. Das Ganze gewidmet dem Bergkönig Jon Oliva. Und ganz egal, ob es in Tampa Florida Berge gibt oder nicht, wer es auch diesmal nicht geschafft hat, seinen Hintern an einem Dienstagabend ins Rock Café nach St. Pauli zu bewegen, hat definitiv etwas verpasst. Danke an Zak, Mitch, Henning, Marcelo, Bill, Christian und alle anderen beteiligten Musiker und der ganzen Crew für ein wirkliches Erlebnis.
Bericht von DANU (dem Schattenmann)
Fotos von BIANCA (der Schattenfrau)
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